Am Freitag, den 18.08.2017 war es soweit. Die Planungen und alles, was im Vorfeld war, wurde endlich Realität. Ein paar komisch aussehende Gestalten versammelten sich wild umherirrend an der Universität in Augsburg. Es war ein normaler Tag und keiner wusste, wieso das passiert. Außer natürlich alle, die vom Mathecamp wussten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und dem wilden Ausdrucken von Materialien und Listen, Erstellen von Urkunden, Einkaufen von lebensnotwendigen Dingen und Sortieren von Materialien begann das Mathecamp. Mehrere Menschen trugen komische weiße Boxen die Treppe runter und müllten damit mehrere Autos gleichzeitig zu. Die Materialien für neun Tage Campirsinn waren gepackt und drei Betreuer, Max, Sven und Dominik machten sich auf den Weg nach Violau, um das Bruder-Klaus-Heim auf seine Aufgabe vorzubereiten. 118 Kinder und insgesamt 30 verschiedene Betreuer sollten in den kommenden neun Tagen stressfrei und entspannt auf dem Mathecamp gemeinsam Spaß haben. Das will gut vorbereitet sein. Nach der Ankunft und dem „Entmüllen“ der Autos ging es an den Rundgang durchs Haus. Immerhin waren die drei vorzeitig angereisten Betreuer auch schon ein Jahr nicht mehr hier gewesen. Nach dem Rundgang und einem leckeren Abendessen ging es darum, Zimmer einzuteilen, Zirkelgruppen zu erstellen und auszuhängen und Ankunftslisten für den nächsten Tag vorzubereiten. Nach mehreren Stunden intensiver Arbeit ging es doch viel zu spät ins Bett.
Bereits um 7:30 Uhr von atemberaubend guter Musik geweckt, waren die drei bereits übermüdet und kaputt. Doch die Freude über die Ankunft der Kinder machte selbst die müdesten Männer munter und so wurde noch schnell alles Restliche vorbereitet und ein Teaser-Video für die krassen Mathecampshirts aufgebaut und in Dauerschleife abgespielt. Gerade rechtzeitig, denn dann begann das große Kofferschleppen für die Betreuer. Kinder kamen pausenlos an, checkten ein und wollten direkt auf ihr Zimmer. Gefühlte 3000 Stufen und mehrere total erschöpfte Betreuer später war es vollbracht. Alle Kinder waren auf ihren Zimmern und bereit dafür neun Tage gemeinsam zu verbringen. Das Programm begann.
Mit einer Welcome-Here-Rede von Sven startete das Mathecamp. Er erklärte kurz den Tagesablauf und einige Hausregeln und schon war es Zeit, das erste Mittagessen einzunehmen. Ein Chaosspiel im Anschluss sorgte dann für ersten Kontakt der Schüler und für viel Spaß bei allen Teilnehmenden.
Dann ging es das erste Mal nach Klassenstufen getrennt in die Zirkelräume. Ein Willkommenszirkel stand an und die Kinder konnten gleichaltrige sofort kennenlernen. Alle Kinder waren bereit, einen vorgefertigten Regelzettel zu unterschreiben und verpflichteten sich damit, alle Regeln einzuhalten.
Nach den Kennenlernzirkeln standen nur noch das Abendessen und die ersten musikalischen Treffen auf dem Programm. Der Rest war damit beschäftigt, das erste Mal Fußball und Frisbee zu spielen oder einfach das Haus kennen zu lernen. So endete der erste Tag mit vielen ereignisreichen Aktionen.
Für die folgenden Tage wurde nun auch die offizielle Pinnwand eröffnet. An dieser Pinnwand fanden sich alle wichtigen Dinge für den Tag und das Camp. Es wurden freiwillige mathematische Nachmittagszirkel genauso angekündigt wie sportliche Aktionen, Nähen, Armbänder basteln, Musizieren oder andere noch viel bessere Freizeitaktionen. Doch bevor man sich mit den Freizeitaktionen beschäftigen konnte, standen ein großes Frühstücksbuffet und das allmorgendliche Plenum auf der Tagesordnung. Frisch gestärkt waren alle Kinder bereit, die serious-Ansagen von Max in sich aufzusaugen und zu beherzigen. Es ging dabei vor allem um Verhaltensregeln und wichtige Ansagen für das Campleben. Im not-so-serious-Teil war die Zeit für Späße und weniger ernste Ankündigungen. Es wurden vor allem die Freizeitaktivitäten vorgestellt oder neue Betreuer willkommen geheißen. Direkt im Anschluss ging es in die verpflichtenden Vormittagszirkel, in denen nach Jahrgangsstufe getrennt und in noch kleinere Gruppen eingeteilt mathematisch passende Themen behandelt und erklärt wurden. So lernte die fünfte Klasse beispielsweise das Weltall kennen oder kümmerte sich um Binärzahlen und das Josephus—Problem. Die Älteren dagegen stiegen tiefer in die Mathematik ein und lernten Beweisschemata und andere Zahlensysteme kennen. Nach zwei dieser doch recht anstrengenden Zirkel gab es Gott sei Dank die nächste kulinarische Stärkung aus der Küche. Das Mittagessen stand an. Es gab täglich eine andere Suppe, einen Salat und eine Hauptspeise und einen Nachtisch. Die Kinder waren für das Tischdecken und –abräumen (btw. Ist das eine sehr sehr tolle Strafe für Fehlverhalten) selbst zuständig. Nach dem Mittagessen und einer kurzen Mittagspause standen dann die sog. Fraktivitäten auf dem Plan. Es gab ganz vielseitige Angebote und Themen, zu denen man gehen oder die man wahrnehmen konnte. Das Angebot ging dabei vom Fußboden-Power- Napping über mathematische Themen, physikalische Experimente mit Kondensator-Mikrophonen, Programmierwettbewerben und –tutorials, Vorträgen, sportliche Aktivitäten (Slackline, Schwimmen, Tischtennis, Fußball, Frisbee) oder auch ruhigere Dinge wie Nähen, Lesen, Spiele spielen oder oder oder. Jeder Betreuer bot dabei das an, was er besonders gut kann. Nach den anstrengenden Dingen brauchten viele Kinder dann noch eine Stärkung. Diese gab es dann immer beim Nachmittagskuchen. Nach dieser Stärkung waren alle bereit für neue Dinge und so konnten weitere Fraktivitäten wahrgenommen werden. Vor allem die freiwilligen Mathematikthemen lagen den Betreuern am Herzen. Mal besser, mal weniger gut besucht wurden dort vor allem Themen behandelt, die sich Kinder gewünscht hatten oder die etwas tiefer in die Mathematik einstiegen. Nach dem Abendessen gab es dann gegen 21 Uhr noch Gute-Nacht-Geschichten. Damit endeten die aufregenden Camptage und man konnte gut zur Ruhe kommen. Für die 5./6. Klässler war dann um 21:30 Bettruhe angesagt, für die 7. – 9. Klasse um 22:00 Uhr.
Für all diejenigen, die es garnicht erwarten konnten, den Camptag zu beginnen, gab es ein ausuferndes Frühsportangebot. Dabei war uns dieses Jahr vor allem die Vielfalt wichtig. Es sollte für jeden etwas dabei sein und das haben wir ganz gut hinbekommen. Das Frühsportangebot begann eine Stunde vor der eigentlichen Weckzeit mit dem Weckdienst der Betreuer. Diese gingen in alle Zimmer, die an Frühsport interessiert waren, um die entsprechenden Menschen zu wecken. Um 7 Uhr teilten sich dann die Gruppen auf. Es gab Todesübungen, Jogginggruppen, Schwimmen, Bootfahren, Slacklining, Frisbee, uvm. Und so waren es immer recht kleine Gruppen, die die jeweilige Sportart ausführten. Den Betreuern, die sich nach den nächtlichen Teamsitzungen und Vorbereitungen mehr aus dem Bett quälen mussten, war es aber ebenfalls ein guter und erfrischender Start in den Tag und mit der morgendlichen Anstrengung war der restliche Tag mehr Erholung als Stress. Die Kinder waren rechtzeitig zum Frühstück frisch geduscht und konnten somit entspannt mit den restlichen Teilnehmern in den Tag starten.
Die Tage im Camp ähnelten sehr diesem beschriebenen Tag. Es gab jedoch auch Special-Things.
So wurden von Kindern selbst mehrere Wettbewerbe (Malwettbewerb, Tischtennisturniere, Kreativwettbewerb) organisiert. Diese Wettbewerbe stellten immer ein Highlight im Campalltag dar, da Teilnehmer für Teilnehmer aktiv wurden.
Zudem gab es vor allem für die größeren Teilnehmer jeden Abend ab 21:00 Uhr verbotene Geheimzirkel. Doch wie der Name schon sagt, bleibt es für immer ein Geheimnis, was dort passiert. Gehalten werden diese Zirkel jedes Jahr von Ingo, der sich mit interessierten Teilnehmern an einen Tisch setzt und über ein vorher bekanntgegebenes Thema spricht. Eine einmalige Institution, die immer sehr sehr gut besucht ist.
Der aufregendste Tag ist sicherlich immer der Wandertag. Dieses Jahr war es am Mittwoch so weit. Die Kinder trafen sich nicht in ihren Zirkeln sondern es ging auf eine Wanderung um Violau herum. Das Ziel war etwa. 8,5 km entfernt. Ein Spielplatz mit angrenzendem Sportplatz und natürlichem Kneippbecken wurde vom Wander-Orgateam ausgewählt. Die Kinder waren vielleicht nicht gerade begeistert, so weit wandern zu müssen, das Ziel entschädigte aber doch für die Qualen, die sie unterwegs erleiden mussten. Christoph Mayer, der Heimleiter, brachte uns zu unserer Mittagsstätte ein warmes Essen, Obst, Salat und Getränke. Nach einem dreistündigen Aufenthalt ging es dann wieder zurück nach Violau. Auf dem Weg zurück spaltete sich die Gruppe in zwei Teile. Ein Teil nahm den direkten kurzen Weg zurück. Der zweite Teil verlängerte die Wanderung ein wenig und machte gewisse Umwege, bevor sie dann zurück zum Heim ging. Ein wie jedes Jahr schöner Ausflug, um auch mal vom Bruder-Klaus- Heim wegzukommen. Am Abend des Wandertags standen auch schon traditionell dann noch zwei Vorträge auf dem Programm. Wie in den Jahren zuvor konnten wir zwei externe Vortragende nach Violau einladen, die für jeweils die passende Altersstufe (5. - 8. Klasse und 9. – 12. Klasse) einen mathematischen Vortrag hielten. Bei den jüngeren ging es um Didos Problem und den Kayeka-Fisch, die älteren wurden in die allgemeine (und später auch die spezielle) Relativitätstheorie eingeführt. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an die zwei Gastredner/innen Prof. Lisa Beck und Prof. Marc Nieper-Wißkirchen für ihr Engagement und ihre tollen Vorträge. Nach den Vorträgen fielen dann die meisten Kids ziemlich erschöpft in ihr Bett. Die Betreuer hatten noch nie so viel Freude beim Durchsetzen der Nachtruhe. Vor allem als Kinder völlig verschlafen auf den Gang traten, um das Licht auszumachen, waren die Kontrolleure beruhigt.
Am Donnerstag gab es direkt das nächste Highlight. Am Abend blieb die Küche kalt, aber nur, weil wir an anderer Stelle unser Essen bekamen. Das Bruder-Klaus-Heim verfügt über einen echten Holzofen, in dem am Donnerstagabend Pizza gebacken wurde. Den Kindern und Betreuern schmeckte diese vorzüglich und alle waren glücklich, dass man dieses Angebot warnehmen konnte.
Der Night-Cache-Freitag begann dann eigentlich zunächst wie ein normaler Tag. Am Nachmittag gab es eine Poolparty mit Musik und Spaß im eiskalten Pool. Doch eine Sache war anders als sonst. An unserem Fraktivitätenboard stand etwas von einem Night-Cache. Die Kinder waren verwundert. Davon wussten wir ja garnichts! Manche fragten sich auch, was ist überhaupt ein Night-Cache. Die Betreuer erklärten, dass es anstatt der Nachtwanderung dieses Jahr einen Night-Cache gibt. Denn die Nachtwanderung wurde uns angeblich aus vielen Gründen verboten. Die Kinder freuten sich über das Aussetzen der Nachtruhe (so ein Night-Cache geht ja schließlich nur, wenn es komplett dunkel ist) und standen dann pünktlich zum Treffpunkt parat. Es ging in kleinen Gruppen los und ins Gelände. Hmm, komisch, der Weg ist nur mit Knicklichtern beleuchtet. Was ist das hier?…Vielen Kindern war schon klar, dass der Night-Cache vielleicht doch eher eine Nacht-Grusel-Wanderung sein wird und waren teilweise dementsprechend ängstlich. Es ging durch einen dunklen Wald, der von den ältesten Teilnehmern (10./11./12. Klasse) dementsprechend präpariert wurde. Nach den ersten Geistern und Zombies auf unserem Weg trafen wir auf einen geheimen Geschichtenerzähler. Dieser erzählte uns eine Legende über einen Mord im Bruder-Klaus-Heim. Dann ging es, für ein paar noch ängstlicher weiter. Der Trau-Dich-Pfad wurde für einige Kinder zu einer echten Mutprobe. Alleine, getrennt von der Gruppe, nur ausgestattet mit einem Knicklicht und einer Hand an einem Seil sollten die Kinder ein Stück durch den Wald laufen. Das haben jedoch alle Kinder mit Bravur gemeistert, auch wenn sich der ein oder andere ganz schön fürchtete. Am Ende kamen aber alle Kinder ohne Probleme oder bleibende Eindrücke gut am Bruder-Klaus-Heim an und verarbeiteten das gerade Erlebte am Lagerfeuer mit Gitarrenmusik und Gesang.
Der Samstag war gekommen. Der Letzte Tag des Camps. Es machte sich aber überhaupt keine Abschiedsstimmung breit. Dafür war keine Zeit. Es standen noch einmal Zirkel und Fraktivitäten auf dem Programm und abends war ja auch noch der große bunte Abend angekündigt. Jede Klassenstufe überlegte sich hierfür einen Programmpunkt. Es gab „1,2 oder 3“, Pantomime, der verrückte Wissenschaftler, ein Karaoke-Imitationswettbewerb und noch vieles mehr. Ein bunt gemischtes, von den Klassenstufen sehr sehr gut vorbereitetes Programm machte den Abend zu einem würdigen Abschluss. Zusätzlich gab es Auftritte des Orchesters, des Chors, ein Sketch der Betreuer und die Stop- Motion-Filmprojekte wurden vorgeführt. Ein dreistündiges Programm kam dabei heraus und jeder der Teilnehmer hatte Spaß. Nach dem sehr sehr langen offiziellen Programmteil war es natürlich nicht möglich, die Kinder gleich ins Bett zu schicken. Unter der Prämisse, dass alle direkt nach dem bunten Abend noch packen, wurde die Nachtruhe auf 1 Uhr verschoben. Damit den Kindern in dieser Zeit nicht langweilig wurde, wurde eine Disko auf die Beine gestellt, in der alle gemeinsam Tanzen, Musik hören und Spaß haben konnten. Der letzte Abend endete damit auch für alle. Naja Fast alle. Eine Gruppe von älteren Schülern und ein paar Betreuern ist nachts noch zu einer Joggingrunde aufgebrochen. Nun wird überlegt, zusätzlich zum Frühsport ganz regulär Abendsport anzubieten.
Am Sonntag war großer Aufräum- und Abreisetag. Die Zirkelgruppen waren für das Aufräumen ihrer Zirkelräume selber verantwortlich, die Betreuer mussten alle Materialien verräumen und verladen und das gesamte Bruder-Klaus-Heim in Ordnung bringen. Neun Tage Spaß, Action, Lernen, Mathematik, Musik, Ruhe, Sport, gutes Essen, Gemeinsamkeit, Stress, wenig Schlaf, (hier weitere krasse Begriffe einfügen) gingen zu Ende.
Uns Betreuern war es eine große Ehre, die Zeit mit euch zu verbringen. Es gab sehr sehr viele schöne Momente, die wir gemeinsam genießen konnten. Wir hatten super viel Spaß mit euch, ihr wart eine super(große) Truppe. Die Verschiedenheit aller Teilnehmer macht es jedes Jahr zu einem großen Erlebnis, diese neun Tage in Violau verbringen zu können. Wir freuen uns schon (mit euch) aufs nächste Jahr und hoffen, dass es euch genauso gefallen hat, wie uns.
Bis nächstes Jahr und einen guten Start in die Schule oder ins Studium/ in eine Berufsausbildung wünschen euch
Die Betreuer und Organisatoren des Mathecamps 2017